Logo

Die Internetseite für MAVen und Interessierte im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz


Pfeil


Wusste Vatikan von Desaster bei Deutschem Orden?

Rom gerät in der Affäre um die zahlungsunfähig gewordenen Sozialeinrichtungen unter Druck

Von Gernot FaciusBonn - In der Affäre um die zahlungsunfähig gewordenen Sozialeinrichtungen des Deutschen Ordens (DO) gerät immer stärker auch der Vatikan unter Druck.Nach WELT-Informationen verdichten sich die Hinweise, dass die zuständigen Stellen der römischen Kurie schon vor längerer Zeit auf unseriöse Geschäftspraktiken des am Dienstag amtsenthobenen Priors Gottfried Keindl aufmerksam gemacht worden seien. Sogar aus der Deutschen Bischofskonferenz gab es mehrere Warnsignale an den Vatikan, die allerdings unbeachtet blieben. Keindls Nachfolger wurde Thomas Franke.Der deutsche Episkopat hatte keinerlei Eingriffsmöglichkeiten, denn für den Deutschen Orden gilt päpstliches Recht. Bis gestern Abend berieten in Mainz die Generalvikare (Verwaltungschefs) der deutschen Diözesen über einen eigenen Beitrag zu dem Sanierungskonzept für die rund 120 Krankenhäuser, Altenheime und andere Sozialeinrichtungen der DO-Brüderprovinz. Die von Pater Keindl angehäuften Schulden sollen rund 300 Millionen Mark betragen.Primär ging es bei dem Mainzer Krisentreffen, bei dem der Sekretär der Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, als "Moderator" agierte, um soziale Hilfen für die etwa 5000 Mitarbeiter, denen Keindl weder Gehalt noch Weihnachtsgeld zahlen konnte. Die Katholische Nachrichten-Agentur errechnete, dass 15 bis 25 Millionen Mark benötigt würden, um wenigstens die Gehaltsansprüche zu erfüllen.Mit einer kurzfristigen Überbrückung von 500 Mark pro Familienmitglied als zinsloses Darlehen versucht das Erzbistum Köln den Beschäftigten des Kölner Franziskus-Hospitals zu helfen. "Der Betrag von etwa 500 000 Mark wird umgehend bereitgestellt und kann unbürokratisch abgerufen werden", erklärte Generalvikar Norbert Feldhoff. Das Erzbistum werde sich im Falle der dauerhaften Zahlungsunfähigkeit des Deutschordens-Hospitalwerkes für den Erhalt der drei in seinem Bereich arbeitenden, "traditionsreichen" Einrichtungen in katholischer Trägerschaft einsetzen.Die Staatsanwaltschaft München I sieht keine Anhaltspunkte für strafbare Handlungen des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, unter dessen Verantwortung dem Orden 1998 die Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts verliehen wurden. Eine Strafanzeige der Akademie für Photomedizin und Gesundheitsbildung in Bad Nenndorf gegen Stoiber ist damit erledigt. Es gebe keinerlei Hinweise, dass der Ministerpräsident oder Staatsminister Hans Zehetmair von "behaupteten Untreuehandlungen" der Ordensbrüder etwas gewusst oder diese gar unterstützt hätten.Die Verleihung der Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts führe zwar möglicherweise zu steuerlichen Auswirkungen, räumt die Staatsanwaltschaft ein. Diese bildeten aber eine unmittelbare Folge des Verleihungsaktes. Der Tatbestand der Steuerhinterziehung setzt jedoch eine Täuschung der Finanzbehörden über steuererhebliche Tatsachen voraus, erklärte die Behörde. "Hierfür fehlt es an jeglichem Anhaltspunkt."Die SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag forderte, dem DO sofort den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zu entziehen.

(c) Die WELT online

http://www.welt.de