Nachdem im Arbeitszeugnis keine "negativen" Anmerkungen über den
Arbeitnehmer stehen dürfen, die wichtigste Funktion / Charakteristik
eines Zeugnisses aber die (Be)Wertung ist, wurde eine regelrechte Zeugnissprache
geschaffen, mit deren Hilfe man die "eigentliche" Beurteilung zwischen
den Zeilen formulieren und lesen kann.
Die "Geheimsprache" der Zeugnisse ist nicht sonderlich schwer zu verstehen:
es gibt verschiedene Formulierungen, die den Noten Eins bis Sechs zugeordnet
werden.
Die Arbeitszeugnisse von Einser-Kandidaten sind von Superlativen geprägt:
"mit äußerster Sorgfalt und Genauigkeit", "im höchsten
Maße zuverlässig" lauten die Formulierungen hier. Auch mit
Hilfe diverser Adjektive und Adverben lassen sich Unterschiede herausheben.
Die "Formeln" der jeweiligen Grundbeurteilungen lauten:
Sehr gut (1): "erledigte zugeteilte Aufgaben stets zu unserer vollsten
Zufriedenheit."
Gut (2): "erledigte die zugeteilten Aufgaben stets zur vollen Zufriedenheit."
Befriedigend (3): "hat Aufgaben stets zu unserer Zufriedenheit erledigt."
Ausreichend (4): "erledigte zugeteilte Aufgaben zu unserer Zufriedenheit."
Mangelhaft (5): "hat die Aufgaben im Großen und Ganzen zu unserer
Zufriedenheit erledigt."
Ungenügend (6): "Arbeitsqualität entsprach meistens den
Anforderungen"
Arbeitszeugnis - Formulierungen
Zur "Spezialsprache" der Zeugnisse gibt es einige grundlegende Punkte.
1. Achten Sie auf aktive Formulierungen in Ihrem Zeugnis. Urteilen
Sie selbst anhand des folgenden Beispiels:
- "Herr Maier, geboren am 4. Mai 1968, war vom 1. August 1995 bis
31. August 2000 als Medienberater für unser Unternehmen tätig."
- " Wir bestätigen Herrn Maier, geboren am 4. Mai 1968, vom
1. August 1995 bis 31. August 2000 als Medienberater für unser
Unternehmen tätig gewesen zu sein."
Durch die passive Formulierung entsteht der Eindruck, dass das Zeugnis
nur ausgestellt wurde, weil der ehemalige Arbeitgeber dazu verpflichtet
war. Zufrieden scheint er mit Herrn Maier nicht "gewesen zu sein".
Auch bei der Tätigkeitsbeschreibung sollten aktive Formulierungen
immer vorgezogen werden, also z.B.: "Frau Matthies bearbeitete Kundenanfragen..."
und nicht: "Frau Matthies hatte Kundenanfragen zu bearbeiten..." Durch
den Gebrauch des Aktivs wird deutlich, dass Frau Matthies selbstständig
arbeitete, während die Verwendung des Passivs vermuten läßt,
dass sie (immer wieder) dazu angehalten werden musste ihrer Arbeit
nachzugehen.
Einige der Formulierungen, insbesondere bei den Umschreibungen der
"guten Noten" hören sich recht unnatürlich und übertrieben
an. In vielen Branchen und Bereichen sind Arbeitszeugnisse noch immer
ganz bestimmten Standards unterworfen, d.h. die Formulierungen sollten
möglichst genau übernommen werden, um Mißverständnisse
auszuräumen. Bitte keine falsche Bescheidenheit, nur mit Superlativen
gehören Sie zu den Besten.
Bei einigen Formulierungen kann es zu Überschneidungen kommen,
jedoch nur im jeweils guten oder mangelhaften Bereich. Indikatoren
für (eher) positive Benotung sind: "immer", "in jeder Hinsicht",
"jederzeit". Formulierungen, die eher im negativen Bereich angesiedelt
sind, sind: "im Wesentlichen", "in etwa", "im Großen und Ganzen",
"teilweise", etc.
Zu den einzelnen Noten bei Arbeitszeugnissen (Sehr gut bis Ungenügend)
Sehr gut
Wer "sein Aufgabengebiet beherrschte", "optimale Losungen fand",
über "hervorragende und fundierte Fachkenntnisse verfügt",
"neue Situationen stets sehr gut und sicher meisterte" ist ein "Musterschüler"
mit der Note Sehr gut.
- Andere Formulierungen in diesem Notenbereich sind:
- "erledigte seine Aufgaben stets selbstständig mit äusserster
Sorgfalt und Genauigkeit"
- "erledigte zugeteilte Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit"
- "war im höchsten Maße zuverlässig"
- "arbeitete stets zuverlässig und genau"
- "erzielte herausragende Arbeitsergebnisse"
- "hat vereinbarte Ziele selbst unter schwierigsten Bedingungen
zumeist noch übertroffen"
- "stets hochmotiviert"
- "zeigte außergewöhnliches Engagement"
- "wurde von Kollegen, Vorgesetzten und Kunden stets als freundlicher
und fleißiger Mitarbeiter geschätzt"
- "hatte oft neue Ideen"
Gut
Wer "die zugeteilten Aufgaben stets zur vollen Zufriedenheit" erledigt,
"über umfassende Fachkenntnisse" verfügt, "neue Arbeitssituationen
erfolgreich meisterte" oder ein "engagierter Mitarbeiter" war, ist
ein "Zweier-Schüler". Dieser Mitarbeiter hat regelmäßig
gute Leistungen erbracht und verfügt womöglich über
noch größere Potentiale.
- Weitere Formulierungen in diesem Notenbereich sind:
- "arbeitete stets zuverlässig und gewissenhaft"
- "hatte neue Ideen"
- "erledigte Aufgaben stets selbstständig mit großer
Sorgfalt und Genauigkeit"
- "zeigte stets überdurchschnittliche Arbeitsqualität"
- "zeigte stets Initiative, Fleiß und Ehrgeiz"
- "Verhältnis zu Vorgesetzten, Mitarbeitern und Kunden war
einwandfrei"
Befriedigend
Wer seine Aufgaben "stets sorgfältig und genau" erledigte, "über
solide Fachkenntnisse" verfügt, sich "in neuen Situationen zurechtfand"
und die "vereinbarten Ziele erreichte" ist ein Dreier-Kandidat.
- Weitere Umschreibungen für diesen Notenbereich sind:
- "war verantwortungsbewusst"
- "führte zugeteilte Arbeiten systematisch aus"
- "Arbeitsqualität war überdurchschnittlich"
- "arbeitete gewissenhaft und zuverlässig"
- "das Verhalten zu Mitarbeitern und Vorgesetzten war vorbildlich"
- "hat Aufgaben stets zu unserer Zufriedenheit erledigt",
- "zeigte Engagement und Initiative"
Ausreichend
Wer seine Aufgaben "bewältigt", oder über ein "solides
Basiswissen" in seinem Fachgebiet verfügt, den Anforderungen
"im Wesentlichen" gewachsen war oder seine Aufgaben "mit Sorgfalt
und Genauigkeit" erledigte, bekommt die Note Ausreichend.
- Weitere Formulierungen für diese Note sind:
- "zeigte keine Unsicherheiten bei der Ausführung seiner Aufgaben"
- "Arbeitsqualität entsprach den Anforderungen"
- "erledigte zugeteilte Aufgaben zu unserer Zufriedenheit"
- "das Verhalten zu Mitarbeitern war vorbildlich"
- "das Verhalten zu Vorgesetzten war einwandfrei"
- "Arbeitsergebnisse entsprachen den Anforderungen"
- "arbeitete sorgfältig und genau"
Mangelhaft
Wer seinen Aufgaben "im Wesentlichen" gewachsen war, sich "ohne Schwierigkeiten",
"Unsicherheiten" oder "mit Unterstützung des Vorgesetzten" zurechtfand,
dem wird durch diese Formulierungen die Note Mangelhaft zugeteilt.
- Weitere Umschreibungen für diese Note sind:
- "war in der Regel erfolgreich"
- "entsprach im Allgemeinen den Anforderungen"
- "hat die Aufgaben im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit
erledigt"
- "das persönliche Verhalten war insgesamt einwandfrei"
- "zeigte, nach Anleitung, Fleiß und Ehrgeiz"
- "bemühte sich im Allgemeinen den Anforderungen zu entsprechen"
Ungenügend
Wer nur "versucht" und "sich bemüht" hat oder "bestrebt war",
dem ist letztendlich nicht gelungen die zugeteilten Aufgaben zufriedenstellend
auszuführen. "Das persönliche Verhalten war im Wesentlichen
tadellos", und ähnliche Formulierungen entsprechen der Zeugnisnote
Ungenügend.
Andere Formulierungen für die schlechteste Note sind:
- "Arbeitsqualität entsprach meistens den Anforderungen"
- "war um zuverlässige Arbeitsweise bemüht"
- "war stets bemüht den üblichen Arbeitsaufwand zu bewältigen"
- "war bestrebt sich neuen Situationen anzupassen"