Diözesane Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen im caritativen Bereich der Diözese Rottenburg-Stuttgart (DiAG-MAV)

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Bei der CTT geht's rund!
(Caritas Trägergesellschaft Trier e.V., ca. 8000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter)
http://www.ctt-trier.de/imperia/ctt/index.cfm

Oder: Ein klassisches Lehrstück für MAVen!

Chef verdient prächtig,
Mitarbeitern wird einseitig und rechtswidrig das Gehalt gekürzt,
GMAV und Mitarbeitervertretungen ?????????????????,
DiAG-MAV gibt es im Bistum Trier trotz vielfacher Anmahnungen nicht.

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Trierischer Volksfreund

zu den aktuellen Ereignissen

Trierischer Volksfreund

Mittwoch, 25. August 1999

»Doerfert kommt nicht zurück«

Turbulenzen nach Beurlaubung des Managers dauern an - Wechsel an ctt-Spitze


Hans-Joachim Doerfert

 
TRIER. (mif) Zwei Spitzenmanager der Caritas-Trägergesellschaft Trier (ctt) haben die Konsequenzen aus dem unfreiwilligen Abgang des ctt-Chefs Hans-Joachim Doerfert gezogen: Der Vorstandsvorsitzende, Professor Hans Heinrich Hennekeuser, und der Geschäftsführende Vorstand, Bernhard Veit, hätten den Bischof um ihre Abberufung gebeten, teilte das Bistum Trier gestern Abend mit.

Bischof Spital habe daraufhin den bisherigen Geistlichen Direktor, den Koblenzer Regionaldekan, Pralät Hans Lambert, zum neuen Vorstandsvorsitzenden berufen. Die Geschäfte der kirchlichen Einrichtung mit fast 9000 Mitarbeitern werde ab sofort Fritz Meyer führen, bisheriger Geschäftsführer in der ctt-Klinik für Neurologie und Orthopädie in Bad Bergzabern.

Noch in der vergangenen Woche hatte Hennekeuser versucht, die Vorwürfe gegen Doerfert, gegen den wegen Untreue ermittelt wird, öffentlich herunter zu spielen. Der Vorstand habe dem 55-Jährigen sein volles Vertrauen ausgesprochen, sagte er damals.

Sein Nachfolger Lambert schloss gestern im Gespräch mit dem TV aus, dass der beurlaubte ctt-Chef auf seinen Chefsessel zurückkehrt: »Doerfert kommt nicht zurück.« Es sei nun wichtig, die Vertrauensverluste aufzuarbeiten, den die Einrichtung erlitten habe, und nach vorne zu blicken. Die ctt werde sich künftig auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, kündigte er an. Lambert gehört dem Vorstand der ctt seit der Gründung an. Der Päpstliche Ehrenprälat leitet auch den Aufsichtsrat des Südwestrundfunks. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG soll die Vorgänge in der ctt untersuchen und Vorschläge für die künftige Struktur geben.

 

Trierischer Volksfreund

Samstag, 21. August 1999

Millionen-Poker mit gezinkten Karten

Provisionen und geplatzte Geschäfte - Hintergründe der Doefert-Affäre

Von MICHAEL FRÖHLINGSDORF und MICHAEL JUNGMANN

TRIER. »Das betrachte ich als kriminell«, urteilt Werner S. Janzi. Der Unternehmer aus dem Tessin hat am 26. Mai 1998 einen Brief des damaligen Klinik Rose-Chefs Hans Joachim Doerfert erhalten. Darin bezieht sich der Trierer Manager, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, auf ein gemeinsames Projekt in Lugano.

Janzi besitzt ein knapp 60 000 Hektar großes Gelände, das durch ein Gesundheitszentrum aufgewertete werden sollte. Dann jedoch kam die Post aus Trier: Wenn zwei Millionen Schweizer Franken gezahlt würden, erstelle die Rose in drei Monaten ein Gesamtkonzept für die Klinik, schrieb Doerfert. Eine Mietgarantie der Rose AG hätte sicherlich auch zum Leistungspaket gehört, meint jemand, der damals mit am Verhandlungstisch saß. Das Geschäft platzte, weil Janzi nicht zahlte. An einer Klinik ohne Beratungs-Millionen hatten Doerfert und dessen Geschäftsfreund Anton Frischmann, gegen den ebenfalls ermittelt wird, wohl kein Interesse mehr.

Besser scheint das Geschäft mit den Provisionen in Cottbus beim Kauf des Herzzentrums durch die Klinik Rose gelaufen zu sein. In das Geschäft zwischen der Schweizer Globo-Bank und der Trierer Aktiengesellschaft schaltete sich das Unternehmen Balza Ltd. ein. Beauftragter der Firma aus dem Schwarzgeld-Mekka Gibraltar war Frischmann. Vier Millionen Mark flossen vermutlich auf das Schweizer Konto Frischmanns. »Mit diesem Geld wurden Investitionen der Balza über mein Privatkonto getätigt«, sagt Frischmann. In wen oder in was investiert wurde, bleibt sein Geheimnis.

Öffentlich hat er dagegen Zahlungen an Doerfert und andere Geschäftspartner im Zusammenhang mit dem Verkauf einer Immobilie in Sindelfingen gemacht. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass Frischmann dort zusammen mit Doerfert sowie dem Geschäftsführer des BBV-Immobilenfonds, Karl Fütterer und dem Bau-Unternehmer Josef Tabellion Geld in die eigene Tasche gesteckt haben.

»Alles Quatsch«, behaupten Frischmann und Doerfert. Ganz legal sei eine Million Mark aus dem Geschäft für Beratungsleistungen an die Rose geflossen. Eine weitere Million ging an Doerfert für dessen juristischen Bestand. Das Gebäude, um das es dabei ging steht allerdings immer noch im Rohbau.

Niemals gebaut wird wohl auch eine Fachklinik, die Doerfert zusammen mit einem Tochterunternehmen der Fresenius AG in Luxemburg plante. »Fresenius hat von einer Vertragsunterzeichnung Abstand genommen. Das Unternehmen ist derzeit nicht an einem Geschäft mit Herrn Doerfert interessiert«, sagte Unternehmenssprecher Heieck zum TV.

Vielleicht hätten die Herren in dem weltweit agierenden Unternehmen aber auch nur gern gewußt, mit wem sie es eigentlich bei der Klinik Rose zu tun haben. Möglicherweise ist Hans Joachim Doerfert nämlich nur als »Strohmann« der Trierer Caritas-Trägergesellschaft (ctt) Aktionär der Klinik Rose AG. Laut Handelsregister hält der 55-Jährige zwar 61 Prozent des Aktienkapitals von fünf Millionen Mark. Doch in einer offiziellen Auskunft der Klinik Rose, die dem TV vorliegt, wird behauptet, Mehrheitsaktionär sei die ctt. Sollte also die ctt tatsächlich 51 Prozent halten, entfielen auf Doerfert nur zehn Prozent der Aktien.

Dies würde das tagelange Zögern des Bischofs erklären, zur Aufklärung der Affäre beizutragen. Dann weiß der Trierer Oberhirte möglicherweise wesentlich mehr über die Geschäfte im Tessin, Gibraltar und anderswo. Und auch der Koopertionsvertrag zwischen Rose und ctt gäbe einen Sinn. Die Klinik Rose AG wäre dann nur ein »Deckmantel« für die Caritas-Aktivitäten mit kirchlichem Segen.

Klar ist jedenfalls, dass die ctt als Mitglied des Diözesan-Caritasverbands nicht ausserhalb des Bistums agieren darf. Angeblich soll Doerfert bereits mehrmals wegen der Aktivitäten der Klinik Rose von Deutschen Caritas-Verband abgemahnt worden sein, nachdem die Organisation erfahren habe, wie die Aktien-Verhältnisse wirklich sind, schreibt das Branchenmagazin »Immobilien vertraulich«. Dort wird auch über ein Immobliengeschäft zwischen Doerfert und der BBV in Bad Krotzingen berichtet. In dem Kurort sei nach dem gleichen Modell wie in Sindelfingen verfahren worden. Die Unterlagen seien der Staatsanwaltschaft übergeben worden, heißt es.

Völlig ahnungslos in den Millionen-Poker hineingezogen fühlt sich der Besitzer des Kenner Tennis-Centers, Hans-Günter Kirchgesser. Er habe die Anlage 1995 ganz normal von dem Oberhausener Anwalt Reinhard M. gekauft, versicherte er dem TV. Frischmann kenne er überhaupt nicht. Frischmann hatte behauptet, er habe für Betrügereien des Anwalts gegenüber dem Finanzamt haften und einen Offenbarungseid leisten müssen.

 

Trierischer Volksfreund

Donnerstag, 19. August 1999

Eilmeldung: Bischof beurlaubt Doerfert

TRIER. (har) Beurlaubt von seinem Posten als Geschäftsführendes Vorstandsmitglied hat der Trierer Bischof Hermann Josef Spital den Chef der Caritas-Trägergesellschaft Trier (ctt), Hans-Joachim Doerfert. Die ctt steht unter Rechtsaufsicht des Bischofs. Doerfert solle durch seine Beurlaubung Gelegenheit erhalten, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe auszuräumen. "Ich sehe keinen Anlaß, das Vertrauen, das ich dem Gesamtvorstand und Herrn Doerfert seit Gründung der ctt entgegengebracht habe, einzuschränken", erklärte Spital, der jede Vorverurteilung zurückwies.

In der Presseerklärung teilt die Bischöfliche Pressestelle mit, dass der Vorstand der ctt eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragen wird. Diese soll die Verflechtungen der Trägergesellschaft und ihrer verbundenen Unternehmen prüfen und bewerten.

 

Trierischer Volksfreund

Donnerstag, 19. August 1999

Doerfert-Affäre: Staatsanwalt verhört ctt-Chef

Bischof Spital lehnt Stellungnahme weiter ab

TRIER. (mif) Die Staatsanwaltschaft in Koblenz hat am Mittwoch den der Untreue beschuldigten Ex-Chef der Klinik Rose AG, Hans Joachim Doerfert, zu den Vorwürfen angehört. Nach dem Gespräch sagte der Vorstandsvorsitzende der Klinik Rose, Rainer Meyer, zum SWR, Doerfert sei zuversichtlich, die Anschuldigungen gegen ihn ausräumen zu können. Der Trierer Bischof Spital lehnte am Abend erneut eine Stellungnahme zu den Vorgängen ab. Er sei dem TV über sein Handeln keine Rechenschaft schuldig, sagte er.

 

Trierischer Volksfreund

Mittwoch, 18. August 1999

Die Ursachen des »Schweigegelübdes«

Mitarbeitervertretung tritt ab - Doerfert bleibt im Amt

Von unserem Redakteur

MICHAEL FRÖHLINGSDORF TRIER. Die Mitarbeitervertretung des zur ctt-Gruppe gehörenden Trierer Herz-Jesu-Krankenhauses war gestern konsequent: Weil am Freitag nur zehn der rund 300 Beschäftigten der Einrichtung für den umstrittenen - von Hans-Joachim Doerfert unterzeichneten - »Solidaritätspakt« (Kürzung des Urlaubsgelds) gestimmt hatten, legte sie geschlossen ihr Mandat nieder. Nun wird es Neuwahlen geben, und die Mitarbeiter können hoffen, dass ihnen das kurzfristig um 500 Mark gekürzte Urlaubsgeld noch nachgezahlt wird. Sollte dies nicht geschehen, will die Gewerkschaft ÖTV ihre Mitglieder bei einer Klage unterstützen, sagte Gewerkschafts-Sekretär Detlef Schieben.

Konsequent blieb auch der Trierer Bischof: Er verweigerte so hartnäckig jeden Kommentar, dass sich schon Journalisten aus anderen Bistümern entnervt an den Trierischen Volksfreund wandten, um sich nach den Hintergründen des »Schweigegelübdes« zu erkundigen.

Während Hans-Joachim Doerfert alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe der Untreue nach wie vor entschieden zurückwies, bestätigte sein Nachfolger als Klinik Rose Vorstandsvorsitzender immerhin, dass es tatsächlich den mit einer Millionen Mark dotierten Vertrag im Zusammenhang mit dem Immobiliengeschäft in Sindelfingen gegeben hat. Die Geld, das dabei in die Tasche des 55-jährigen geflossen ist, sei allerdings mit Beratungsleistungen redlich verdient worden. - Selbst wenn das Medical-Center in Sindelfingen auch heute noch im Rohbau steht und die nach Ansicht der Staatsanwaltschaft überhöhten Mietverträge nie zum Tragen kamen.

Das Geld sei im Rahmen eines Dienstleistungsvertrags an Doerfert geflossen, dem ein ganz normaler Leistungsaustausch zugrunde gelegen habe - für Verhandlungen mit Ärzten, Apotheken und weiteren Nutzern, ferner für Wirtschaftlichkeitsberechnungen sowie Raum- und Funktionsprogramme.

Einstimmig das Vertrauen ausgesprochen hat Doerfert der Vorstand der ctt. Weitere Erklärungen, beispielsweise zu einem dubiosen Kooperationsvertrag zwischen ctt und Klinik Rose, wurden nicht abgegeben. Demgegenüber sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Klinik Rose AG, der Luxemburger Anwalt Bernd Luxemburger zum TV, dass sich Doerfert bei einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats am Freitag in Trier auch zum Thema Kooperationsvertrag äußern müsse.

 

Trierischer Volksfreund

Mittwoch, 18. August 1999

Der Bischof ist am Zug

Von Michael Fröhlingsdorf

 

Ladenöffnungszeiten, Kosovo-Krieg oder Schwangerkonfliktberatung. Bei jedem Thema meldet sich der Trierer Bischof Spital in den Medien zu Wort. Nur wenn es um die Probleme im eigenen Haus geht, schweigt er lieber.

Es ist kaum zu glauben: Die Staatsanwaltschaft in Koblenz vermutet, Caritas-Manager Doerfert könne sich eine Million in die eigene Tasche gesteckt haben. Und in der Trierer ctt geht alles seinen gewohnten Gang.

Wenn eine Krankenschwester oder ein Pfleger im Verdacht stehen würden, einige hundert Mark beiseite geschafft zu haben, würden sie mit Sicherheit bis zur Klärung der Vorfälle vom Dienst suspendiert.

Doerfert hingegen benötigte offenbar nur wenige Minuten, um den Vorstand der ctt von seiner Unschuld zu überzeugen. Eine komplizierte Materie immerhin, mit der sich die Staatsanwaltschaft noch einige Wochen befassen dürfte. Nicht einmal ein unabhängiger Gutachter wurde von der Kirche damit beauftragt, sich mit den schweren Vorwürfen auseinander zu setzen.

Dabei werfen nicht nur die jetzt im Raum stehenden Anschuldigungen Fragen auf. In der gestrigen Ausgabe präsentierte der TV seinen Lesern einen Auszug aus einem Kooperationsvertrag zwischen der ctt und der Klinik Rose. Das Vertragswerk dokumentiert eine ungewöhnliche Verquickung eines kirchlichen Vereins mit einem privaten Unternehmen.

Geklärt werden müsste auch, welche Sponsorengelder aus Bauvorhaben der ctt und der Klinik Rose in das bislang gescheiterte »Unternehmen 2. Bundesliga« flossen und welche Gelder wieder in den Kassen von Klinik Rose und ctt ankamen. Nicht zuletzt wollen viele Menschen in der Region wissen, wieso ein Unternehmen der Wohlfahrtspflege mit kirchlicher Finanzbeteiligung ein Groß-Kino bauen darf.

So lange, bis über diese Dinge keine Klarheit herrscht, kann wohl niemand mehr guten Gewissens empfohlen werden, seinen Geldbeutel bei Sammlungen der Caritas zu zücken. Der Bischof ist am Zug. Lange hat er Doerfert alle Freiheiten gegeben. Wenn er nun noch lange zögert, konsequent für Aufklärung zu sorgen, schadet er dem ohnehin schon ramponierten Ansehen der Katholischen Kirche im Bistum Trier.

Über Geld spricht man nicht - vor allem in der Kirche.

Inzwischen ist allerdings ein Punkt erreicht, an dem Zurückhaltung fehl am Platze ist. Oder hat sich der Trierer Bischof auch schon im Netz der Abhängigkeit verfangen, dass der Macher Doerfert anscheinend in den vergangenen Jahren fein säuberlich gesponnen hat?

 

Trierischer Volksfreund

Mittwoch, 18. August 1999

Presse-Stimmen zum »Fall Doerfert«

Die Tageszeitung »Die Welt« schreibt zu der Millionen-Affäre: Antonius Frischmann soll mit 50 Millionen Schweizer Franken Einlage versucht haben, in der Schweiz eine Bank zu gründen, die Rose Bank AG. Diese Bank sollte Drehscheibe für alle Caritas-Aktivitäten werden, die nicht unter das Kerngeschäft Wohltätigkeit fielen. Als Verwaltungsrat war Gewährsmann Doerfert vorgesehen. Die eidgenössische Bankenaufsicht zog aber ... die Notbremse. ... Geschädigte wären, wenn sich der Verdacht voll bestätigt, auch die Caritas-Spender.

Die »Mainzer Allgemeine« schreibt unter dem Titel »Topmanager in den Fängen der Rose«: Im Fall Doerfert hat die Münchner Staatsanwaltschaft am Wochenende noch eine Sonderschicht eingelegt. Doerfert soll wie Schweickert und Fütterer zu dem schillernden Quartett gehören, bei dem jeder seine Rolle hatte: Immobilien wurden nach diesem Betrugsszenario, das die Staatsanwaltschaft entwirft, gebaut, erworben, finanziert und mit lukrativen Mietverträgen ausgestattet. Dabei flossen, wenn die Ermittler Recht behalten, saftige Schmiergelder, als »Provisionen« getarnt. Bei drei Projekten sollen die krummen Geschäfte gelaufen sein: Außer bei der »Rose« beim »Medical Center« in Sindelfingen und dem Trierer Multiplex-Kino. Bei allen drei BBV-Objekten bot sich CTT-Chef Doerfert mit einer anderen Firma an.

Das »Wiesbadener Tagblatt« schreibt unter der Überschrift »Rose auf dem Weg zu einer Skandal-Ruine«: Ob sich was rechnet, weiß man eigentlich immer erst hinterher. Nicht so Hans-Joachim Doerfert, mächtiger Chef der Caritas-Träger-Gesellschaft Trier (CTT). Er verbreitete noch Anfang des Monats in der Schneider-Investitionsruine »Hotel Rose« Zuversicht: Sie werde sich rechnen, die künftige »Klinik Rose«. Sonst hätte man das Projekt ja nicht in Angriff genommen. Könnten sich die Beteiligten das Projekt auch aus Eigennutz schön geredet haben? Verschiedene Staatsanwälte fahren mittlerweile Sonderschichten, weil um die »Rose« und andere Immobilien illegale Schmiergelder geflossen sein sollen.

Die Koblenzer »Rhein-Zeitung« schreibt unter der Schlagzeile »Millionenaffäre: Trierer Caritas-Manager im Visier«: ... (Doerfert) soll über fingierte Beraterverträge »eine siebenstellige Summe« ... kassiert haben. In dem offenbar bundesweiten Amigo-Geflecht übernimmt die Staatsanwaltschaft Koblenz den Fall Doerfert.

Die »Saarbrücker Zeitung« schreibt unter dem Titel »Fahnder filzen Hans-Joachim Doerfert«: Laut Staatsanwaltschaft hat sich gegen Doerfert der konkrete Verdacht der Untreue ergeben. Der Chef der Caritas-Gesellschaft soll einen Millionenbetrag in die eigene Tasche umgeleitet haben.

 

Trierischer Volksfreund

Dienstag, 17. August 1999

Ermittlungen gegen Doerfert wegen Untreue

Hausdurchsuchung bei ctt-Chef

TRIER. (mif) Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat gegen den Chef der Trierer Caritas-Trägergesellschaft (ctt) ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue in Millionenhöhe eingeleitet. Gestern Mittag wurden das Privathaus des Präsidenten des Fußballvereins Eintracht Trier in Trier-Ruwer sowie Geschäftsräume durchsucht und Beweise sichergestellt.

Der Leitende Oberstaatsanwalt Erich Jung bestätigte damit entsprechen Informationen des Trierischen Volksfreunds in unserer gestrigen Ausgabe. Ermittelt wird auch gegen Ulrich Ziegelmayer, den Geschäftsführer der Ärztlichen Abrechnung Trier (ÄAT). Die ÄAT ist eine Tochtergesellschaft der ctt und hält 25 Prozent der Aktien der Klinik Rose AG. Wie berichtet, waren am Wochenende im Saarland im Zusammenhang mit einem Schmiergeld-Skandal der Bayerischen Beamten-Versicherung (BBV) bereits die Wohnungen von zwei Geschäftsfreunden Doerferts durchsucht worden.

Konkret wird dem 55-jährigen Caritas-Manager und Hauptaktionär der Klinik Rose AG vorgeworfen, bei dem Verkauf der Immobilie in der Sindelfinger Bahnhofstrasse 44-46 im Jahre 1997 einen Millionenbetrag in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Der Rohbau war seinerzeit von der Ehefrau des Klinik-Rose-Bevollmächtigten Anton Frischmann für angeblich zwei Millionen Mark erworben worden. Anschließend soll der damalige Klinik-Rose Vorstandsvorsitzende Doerfert einen Mietvertrag über fünf Millionen Mark jährlich für das Objekt abgeschlossen haben. Den Geschäftsführer der Ärztlichen Abrechnung Trier (ÄAT), Ulrich Ziegelmayer, veranlasste er, eine Mietgarantie für den überhöhten Preis abzugeben. Im Gegenzug soll Doerfert aufgrund eines fingierten Beratervertrags über das Ehepaar Frischmann einen Millionenbetrag erhalten haben.

Für Jung ist damit der Verdacht der Untreue gegen Doerfert begründet; bei Untreue drohen Strafen von bis zu fünf Jahren Haft.

Der neue Vorstandsvorsitzende der Klinik Rose, Rainer Meyer, wies die Vorwürfe zurück und lehnte mit Rücksicht auf das »schwebende Verfahren« eine Stellungnahme ab. Dagegen sagte der Klinik-Rose-Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Luxemburger zum TV, für Freitag habe er eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung einberufen, bei der Doerfert eine Erklärung zu den im Raume stehenden Vorwürfen abgeben müsse. Dann werde über das weitere Vorgehen entschieden. Doerfert selber war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Auch der Trierer Bischof Hermann Josef Spital, der die Rechtsaufsicht über die ctt ausübt, lehnte eine Stellungnahme ab.

 

Trierischer Volksfreund

Dienstag, 17. August 1999

Staatsanwalt kommt in Trier erst mit Verspätung an

Durchsuchung bei Caritas-Manager Doerfert seit Tagen erwartet - Mitarbeiter sauer

Von unserem Redakteur MICHAEL FRÖHLINGSDORF

TRIER/KOBLENZ. Gute Zeiten - schlechte Zeiten in der Klinik Rose. Eigentlich hätten in den Büros der Trierer Aktiengesellschaft gestern die Sektkorken knallen können. Das Oberverwaltungsgericht Koblenz hatte die Beschwerde eines Grundstücksnachbar gegen das geplante Großkino Cinemaxx in der Trierer Innenstadt zurückgewiesen. Damit kann das 30 Millionen-Projekt jetzt endgültig fertiggestellt werden.

Doch ein anderer Gerichtstermin der bald anstehen dürfte, interessierte gestern viel mehr. Hans-Joachim Doerfert, der mächtige Chef der Trierer Caritas-Trägergesellschaft, Präsident von Eintracht Trier und Hauptaktionär der Klinik Rose, wird vermutlich von der Staatsanwaltschaft in Koblenz wegen Untreue angeklagt werden.

Nachdem gestern die Staatsanwaltschaft Berichte des Nachrichtenmagazins Focus, des TV, und der Tageszeitung »Die Welt« über laufende Ermittlungen im Zusammenhang mit Schmiergeldzahlungen bestätigt hatte, interessierten sich bundesweit zahlreiche Medien für die Vorgänge an der Mosel.

Mit tagelanger Verspätung trat gestern auch noch die Staatsanwaltschaft in Trier auf den Plan und durchsuchte zur Mittagszeit Doerferts Wohnhaus und seine Büros. Bereits am Samstagnachmittag war der Manager von einem Journalisten zu den Durchsuchungen befragt worden, weil das Magazin Focus um 15 Uhr über einen angeblich bereits stattgefundenen Besuch des Staatsanwalts im Haus Doerfert berichtet hatte. Nach zuverlässigen TV-Informationen wurde innerhalb der ctt-Führung am Montagmorgen vor der drohenden Durchsuchung gewarnt.

Vor Gericht verantworten muss sich vermutlich auch Doerferts »Mann fürs Grobe«, der Chef der ctt-Tochtergesellschaft Ärztliche Abrechnung Trier (ÄAT), Ulrich Ziegelmayer. Er soll nicht nur bei dem Immobiliengeschäft in Sindelfingen die Finger im Spiel gehabt haben, das zur Zeit von der Staatsanwaltschaft untersucht wird. Er hat auch Ende 1996 gemeinsam mit Doerfert einen Kooperationsvertrag zwischen der cct und der Klinik Rose abgeschlossen. Die Vereinbarung, die die völlige Verflechtung der beiden Unternehmen regelt, hätte allerdings nur vom Vorstand der ctt abgezeichnet werden dürfen. Ziegelmayer gehörte dem Vorstand aber nie an. Ob der übrige Vorstand und insbesondere der Trierer Bischof Spital, der die Aufsicht über die Klinik Rose ausübt, von dem Vertrag wussten, ist unklar.

Unterdessen wächst der Missmut in der ctt-Belegschaft immer mehr. Nachdem die von Doerfert und der Mitarbeitervertretung unterzeichnete Kürzung des Urlaubsgelds im Trierer Herz-Jesu-Krankenhaus für erheblichen Wirbel gesorgt hatte, durften die Mitarbeiter am Freitag über den »Solidarpakt« abstimmen.

Zwischen 80 und 90 Prozent der Beschäftigten sprachen sich dabei gegen die Kürzungen aus. Heute wird daher vermutlich die Mitarbeitervertretung zurücktreten. Hätten die Mitarbeiter von dem Schmiergeld-Skandal gewusst, wäre das Votum wohl noch deutlicher ausgefallen. . .

 

 

Trierischer Volksfreund

Samstag, 14. August 1999

Doerfert in Schmiergeldskandal verwickelt?

Focus: 22 Millionen sollen abgezweigt worden sein

TRIER/MÜNCHEN. (mif) Der Chef der Caritas-Trägergesellschaft (ctt) Trier, Hans-Joachim Doerfert, ist möglicherweise in einen Millionen-schweren Schmiergeldskandal verwickelt. Das jedenfalls berichtet das Nachrichtenmagazin "Focus" in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe mit Berufung auf die Staatsanwaltschaft München.

Am Wochenende durchsuchten die Ermittler Wohnungen und Geschäftsräume der an den Geschäften beteiligten. Ein Sprecher der Trierer Polizei sagte auf TV-Anfrage, er könne zu den Vorgängen nichts sagen. Die Staatsanwaltschaften sind über das Wochenende nicht zu erreichen.

Hintergrund der Aktionen ist die seit Wochen schwelende Affäre um die Bayrische Beamtenversicherung (BBV). Wie der TV berichtete, war deren Vorstandsvorsitzender Klaus Dieter Schweickert in der vergangenen Woche in Österreich verhaftet worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, bei Immobiliengeschäften in Bonn sieben Millionen Mark Schmiergeld kassiert zu haben.

Dabei kamen die Ermittler auch auf die Spur der BBV-Tochter BBV-Immobilienfonds GmbH. Mit diesem Fonds hat Doerfert nach TV-Informationen über seine Aktiengesellschaft Klinik Rose zahlreiche Geschäfte getätigt. Beteiligt waren dabei der saarländische Unternehmer Josef Tabellion und der Geschäftsmann Anton Frischmann, der über eine Vollmacht der Klinik Rose verfügt.

Laut Focus wurden auch Büro und Geschäftsräume von Frischmann, Tabellion und von Karl Fütterer, dem Geschäftsführer des Immobilienfonds, durchsucht.

Wie das Magazin berichtet, verdächtigt die Staatsanwaltschaft die Beteiligten, bei insgesamt drei Immobilienfonds bis zu 22 Millionen Mark an Schmiergeldern beiseite geschafft zu haben. Insbesondere soll bei den sogenannten "weichen Kosten", den Aufwendungen für Bewertung und Entwicklung des Cinemaxx-Kinos in Trier, des Hotels Rose und des Medical-Centers Sindelfingen getrickst worden sein, schreibt Focus.

 

Trierischer Volksfreund, 4. August 1999

Wieder Unruhe in Kliniken der Caritas

Doerfert kürzt Mitarbeitern Gehalt

TRIER. (mif) Erst im Mai hatte der Geschäftsführer der Caritas-Trägergesellschaft (ctt) Hans-Joachim Doerfert versichert, Pläne, die Gehälter der rund 8000 Beschäftigten zu kürzen, seien vom Tisch. Jetzt stellten viele Mitarbeiter des Trierer Herz-Jesu-Krankenhauses erst durch ihre Juli-Gehaltsabrechnung fest, dass ihnen das Urlaubsgeld (500 Mark) gestrichen worden war. Dies führte zu erheblichem Ärgerin der Klinik, zumal die Mitarbeitervertretung dem Schritt der Geschäftsführung offenbar zugestimmt hat. Gestern versuchte der Vorsitzende der für alle 42 ctt-Einrichtungen zuständigen Gesamtmitarbeitervertretung (GMAV), Jürgen Müller, in einer Krisensitzung die Wogen zu glätten. Er führte die Gehaltskürzung auf einen "Irrtum" zurück. Eine von Doerfert und Müller für nach der Sitzung angekündigte Stellungnahmen ging bis Redaktionsschluss nicht beim TV ein.

Nach dem TV vorliegenden Informationen werden aber 23 der insgesamt 42 ctt-Einrichtung dem Beispiel des Herz-Jesu-Krankenhauses folgen. Eine entsprechende Vereinbarung zwischen Doerfert und der GMAV wurde bereits in der vergangenen Woche unterzeichnet und liegt dem Deutschen Caritasverband (DCV) zur Genehmigung vor. Zusätzlich soll in zwei Fachkliniken auch noch die Hälfte des Weihnachtsgelds gestrichen werden.

Im Frühjahr war zunächst versucht worden, die Gehälter aller Beschäftigten zu kürzen. In einer Abstimmung hatten sich aber nur die Mitarbeitervertretungen von 23 Einrichtungen dafür ausgesprochen. Nach der Vereinbarung soll nicht nur das Urlaubsgeld beschnitten werden. Auch die Gehälter sollen bis zum Jahre 2004 auf dem Niveau von 1998 festgeschrieben werden.

Um mit den Gehaltkürzungen nicht auf die Genehmigung des DCV warten zu müssen, berufen sich ctt-Führung und Mitarbeitervertreter auf eine besondere Härtefallklausel, die bei drohender Insolvenz oder einer bevorstehenden Schließung von Einrichtungen zum Tragen kommt.

Die mit der ctt wirtschaftlich eng verbundene Klinik Rose AG scheint solche Finanzprobleme nicht zu haben. Morgen sollen die Millionen-schweren Pläne für den Ausbau einer Klinik in Wiesbaden präsentiert werden. Auch auch der Bau des Trierer Großkinos Cinemaxx schreitet schnell voran.

 

 

Trierer Volksfreund, 5. August 1999

Gehaltskürzungen bei ctt nur der Anfang?

Gewerkschaft ÖTV kündigt Widerstand an

TRIER. (mif) »Jeder hat Angst, dass er sofort die Kündigung erhält, wenn er etwas gegen die Gehaltskürzungen sagt«, versichert Krankenschwester A. aus dem Trierer Herz-Jesu-Krankenhaus. Dennoch haben sie und einige Kolleginnen allen Mut zusammengenommen, um den TV über die Situation zu informieren: »Wir wissen vor Arbeit nicht, wo wir uns lassen sollen und müssen jetzt unser Urlaubsgeld auch noch für das Cinemaxx-Kinoprojekt hinblättern. Aber vielleicht erhalten ja alle Krankenschwestern freien Eintritt.«

Auch in anderen Einrichtungen der Caritas-Trägergesellschaft Trier (ctt) schlugen am Mittwoch die Wellen nach einem Bericht des Trierischen Volksfreunds über die Kürzungen hoch. Unterdessen bestätigten ctt und Gesamtmitarbeitervertretung, dass in 22 Krankenhäusern und Kliniken das Urlaubsgeld der Mitarbeiter in der Juli-Abrechnung um 500 Mark gekürzt worden ist. Auch in den kommenden fünf Jahren soll das Urlaubsgeld verringert werden. Zudem werden die im AVR (Tarif für kirchliche Mitarbeiter) vereinbarten Gehalts-Erhöhungen künftig nicht auf die Mitarbeiter angewandt.

Bei der Gewerkschaft ÖTV lief gestern das Telefon heiß. Schon am Vormittag konnte Gewerkschaftssekretär Detlef Schieben ein Dutzend Beitrittserklärungen von ctt-Mitarbeitern bearbeiten. Und dies, obwohl die Gewerkschaft die Beschäftigten in einem kirchlichen Unternehmen aufgrund der Gesetzeslage nicht so wirkungsvoll vertreten kann wie in anderen Wirtschaftsunternehmen. Die meisten der Neu-Mitglieder hoffen auf Rechtsschutz durch die Gewerkschaft. Schieben kündigte an, die Mitarbeiter mit allen Mitteln zu unterstützen. Möglicherweise hat die ctt-Führung den heftigen Widerstand im Herz-Jesu-Krankenhaus gegen die Gehaltskürzung unterschätzt. Dies kann damit zusammenhängen, dass der Verwaltungsdirektor der Klinik, Gerhard Tauer, nun auch im Vorstand der Klinik Rose AG mitarbeitet. Die eng mit der ctt verflochtene AG ist unter anderem für den Bau des Großkinos Cinemaxx und weitere riskante Projekte verantwortlich.

Der Vorsitzende der Gesamtmitarbeitervertretung, Jürgen Müller, kündigte an, dass die Mitarbeiter des Herz-Jesu-Krankenhauses in den kommenden Tagen über die Gehaltskürzungen abstimmen dürfen. Dagegen ist die Kürzung für alle ctt-Fachkliniken, die meisten Alten- und Pflegeheime, das Haus Auf dem Wehrborn und das Krankenhaus in Geldern beschlossen.

Als Preis für die Gehaltskürzungen verzichtet die ctt laut Geschäftsführer Doerfert auf betriebsbedingte Kündigungen. Ein Blick in die dem TV vorliegenden Vereinbarungen zeigt, dass dies nur die halbe Wahrheit ist: Bereits geplante Strukturveränderungen der ctt können weiterhin durchgezogen werden, heißt es dort. Und dass entsprechende Pläne bereits in der Schublade liegen, bestätigte Müller auf TV-Nachfrage. Nicht nur Gewerkschaftssekretär Schieben fürchtet daher, dass die Gehaltskürzungen erst der Anfang sind.

 

 

Trierer Volksfreund, 5. August 1999

Oberhirte ohne Übersicht

Von Michael Fröhlingsdorf

Löhne und Gehälter sind zu hoch. Die Bezahlung ist nicht leistungsgerecht und zu unflexibel. Diese Klagen hört man überall in der Wirtschaft. Nachvollziehbar ist es da, dass die Unternehmensbosse nach Auswegen suchen. Dies gilt um so mehr im Gesundheitssektor, dem es nach zahllosen Spar-Operationen nicht gerade rosig geht.

Was sich allerdings die Trierer Caritas-Trägergesellschaft mit ihrem Chef Hajo Doerfert an der Spitze leistet, ist einmalig in Deutschland. Unter der Überschrift

»Flexibilisierung vorhandener Vergütungsstrukturen«

müssen die Krankenschwestern, Pflegerinnen und Betreuer plötzlich feststellen, dass ihnen ihr kärgliches Urlaubsgeld - je nach Tarifgruppe 500 oder 650 Mark - um 500 Mark gekürzt worden ist.

Mitarbeiter, die keinen Anspruch auf Urlaubsgeld haben, wurden einfach 500 Mark vom Gehalt abgezogen.

Und weil sich ein so dreister Griff in die Taschen der Mitarbeiter auf die Schnelle eigentlich nicht machen lässt - schließlich muss das neue Vergütungsmodell erst vom Deutschen Caritasverband genehmigt werden - berufen sich Geschäftsführung und Mitarbeitervertretung offiziell auf eine Öffnungsklausel in den Vergütungsrichtlinien für Notsituationen. Nur um eine drohende Insolvenz oder Schließung von Einrichtungen abzuwenden, darf von dem Instrument Gebrauch gemacht werden. Von einer solchen Gefahr kann aber bei bei der ctt überhaupt nicht die Rede sein. Oder sollte es tatsächlich so schlimm um das Ziehkind des »Machers« Doerfert stehen?

Diese ist nicht die einzige unangenehme Frage, die im Raum steht. Als ein Verein kirchlichen Rechts ist die ctt 1987 gegründet worden. Und obwohl schon lange kein Geistlicher mehr Vorsitzender ist, lässt es sich unter dem weiten Mantel der Kirche prächtig leben.

Offiziell untersteht die ctt zwar der Rechtsaufsicht des Trierer Bischofs. Doch immer häufig gewinnt man den Eindruck, dass der Trierer Oberhirte das komplizierte Gebilde, das Doerfert in den vergangenen Jahren gesponnen hat, nicht mehr völlig durchschaut.

Auch der Diözesan-Caritasverband ist lange schon auf kritische Distanz zur »Schwester« ctt gegangen. Und nicht nur die aktuellen Gehaltskürzungen zeigen, dass die ctt den Begriff »Caritas« nur noch formal im Namen trägt.

Ebenfalls einmalig in Deutschland dürfte auch die Verbindung zwischen einem kirchlichen Verein und einer Aktiengesellschaft sein. Doerfert, als ctt-Chef, ist gleichzeitig Mehrheitsaktionär der Rose AG. Mitarbeiter der ctt arbeiten für die AG. Beschäftigte der Rose fahren dafür mit ctt-Dienstwagen durch das Land. Mit Miet- und Belegungsverträgen könnte Kapital hin und her geschoben werden. Und sogar Millionenbürgschaften des kirchlichen Vereins soll es angeblich für risikoreiche Geschäfte der Klinik gegeben haben.

Gerade für solche Aktionen, die mit einer schwerfälligen Organisation wie der ctt nicht zu bewerkstelligen sind, wurde die Klinik Rose geschaffen. Doch wie passt es zusammen, dass Doerfert heute in Wiesbaden für die Rose AG die Pläne für einen 70 Millionen Mark teuren Klinikneubau präsentiert, während die Beschäftigen in seinen ctt-Kliniken vor einer Schließung zittern? Und wie verträgt es sich, dass die Kirche weniger Geld für Kindergärten hat und sich über Beteiligungen an riskante Kinoprojekte wagt?

 

 

Trierischer Volksfreund, 6. August 1999

Nerven-Klinik für Journalisten, die keine Antworten bekommen

Klinik Rose und ctt wollen eine »Modelleinrichtung« in Wiesbaden schaffen

Von unserem Redakteur MICHAEL FRÖHLINGSDORF

WIESBADEN/TRIER. Ehrgeizige Pläne hatte der Baulöwe Jürgen Schneider mit dem heruntergekommenen Hotel Rose in Wiesbaden. Das Gebäude mit denkmalgeschützter Fassade in einer Top- Lage in der Innenstadt sollte eines der vornehmsten Hotels in Deutschland werden. Doch ehe der Umbau im Inneren begann, ereilte Schneider der Konkurs.

Der neue Besitzer des Hauses, eine Tochtergesellschaft der Bayerischen Beamten Versicherung (BBV), hat nicht weniger ehrgeizige Pläne: Mit Hilfe der Trierer Klinik Rose AG und der Caritas-Trägergesellschaft (ctt) soll aus dem Hotel eine »Modellklinik« werden, die betuchte Privatpatienten aus ganz Europa in die Bäderstadt holt, kündigte ctt-Chef Hans-Joachim Doerfert gestern in einer Pressekonferenz in Wiesbaden an.

Die anwesenden Journalisten blieben allerdings skeptisch. Schließlich sollte mit dem Umbau bereits vor zwei Jahren begonnen werden. Doch alle Ankündigungen, dass der Bau endlich weitergehe, entpuppten sich als Windeier. Und auch die Pressekonferenz brachte wenig Aufklärung. Viele Antworten gab es auch diesmal nicht. Stattdessen übten sich Doerfert und der Geschäftsführer des BBV Immobilienfonds, Karl Fütterer, in Journalistenbeschimpfung. So sagte Doerfert auf die Frage einer Journalistin, welche Krankheiten in der Nervenklinik behandelt werden sollen: »Unruhe, Schlafstörungen und Journalisten, die keine Antworten auf ihre Fragen erhalten.«

Statt die Investitions-Summe in Wiesbaden sowie die Banken zu nennen, die zur Finanzierung beigetragen haben, berichtete Fütterer lieber von seinen Erfolgen im Immobiliengeschäft in den vergangenen zehn Jahren (»Acht Milliarden Mark Umsatz«) und dem neuen Geschäftsfeld, dem Flugzeug-Leasing. Dass seine Immobilienfonds in der Branche nicht den besten Ruf genießen und die Staatsanwaltschaft gerade erst im Zusammenhang mit einem Immobiliengeschäft in Bonn gegen die BBV ermittelt, verschwieg er. Auch dazu, dass ein ähnliches Projekt in Postmünster mit der Klinik Rose offenbar gescheitert ist, wollte er sich nicht äußern. Auch dort - bei München - sollte ein Hotel zu einer Klinik umgebaut werden.

Immerhin erfuhren die Medien, dass Klinik Rose und ctt gemeinsam einen Mietvertrag mit 30jähriger Laufzeit abgeschlossen haben. Über die Modalitäten wurde nichts mitgeteilt. Die BBV plant, das Klinikgebäude im kommenden Jahr in einen geschlossenen Immobilienfonds aufzunehmen.

Branchenkenner gehen davon aus, dass der geplante Umbau zu einer Klinik für Neurologie, Psychosomatik und Psychobiologie mit 180 Betten mindestens 70 bis 80 Millionen Mark kosten dürfte. Vermutlich müssen ctt und Rose AG jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag an die BBV zahlen.

Diese Summe soll vor allen Dingen über Privatpatienten finanziert werden. Laut Doerfert haben aber auch gesetzliche Kassen ein Interesse an einer Belegung. Zudem sollen die Lage in Wiesbaden und ein Team »hoch qualifizierter Mediziner, die entsprechend bezahlt werden,« das Haus füllen. Die wissenschaftliche Begleitung der Einrichtung soll das Trierer Forschungszentrum FPP von Professor Hellhammer übernehmen.

Wenn die Journalisten schon kaum etwas über das Wiesbadener Projekt erfuhren, gab es wenigstens eine Neuigkeit für Trier: Das Großkino Cinemaxx werde schon zum Jahresende von der Klinik Rose an einen Immobilienfonds abgegeben, kündigte Doerfert an.

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